Erdbeeren effizient vermehren

Erdbeeren stehen in fast jedem Garten. Pflanzen gibt es überall zu kaufen: Baumarkt, Gärtner, Online-Shop. Die Pflanzen müssen etwa alle drei Jahre durch neue ersetzt werden, da die Beeren trotz guter Pflege nach zwei bis drei Sommern zu klein werden. Der Ernteaufwand steht in keinem hinnehmbaren Verhältnis zum Ertrag mehr (Masse pro Pflückbewegung zu klein).

Erdbeeren lassen sich theoretisch leicht selbst vermehren. Senker bilden sich ohne Ende. Einfach im Sommer welche ausgraben und in ein neues Beet pflanzen. Wenn man aber um die 150 Planzen im Garten hat, artet das in Arbeit aus. Außerdem müssen die Senker meist schon im Juli raus, wenn noch kein neues Beet frei ist. Da sollte sich mal jemand was einfallen lassen...

Muss das wirklich sein?

Bevor wir nach Lösungen suchen, checker wir erstmal, ob das Vermehrungsproblem überhaupt wirklich existiert. Können wir vielleicht ganz auf das Sortieren und Verpflanzen der Senker verzichten? Viele andere Pflanzen lassen sich durch geeignete Maßnahmen verjüngen. Bei Obstbäumen hilft der regelmäßige (und korrekte) Schnitt die Ertragsfähigkeit möglichst lang zu erhalten. Bei Rhabarber und anderen Stauden teilt man alle paar Jahre die Wurzelballen.

Betrachtet man den Wuchs einer Erdbeerpflanze über die Jahre, so erkennt man, dass diese sich sowohl ober- als auch unterirdisch stark verzweigt. Die Zweige sind sehr kurz, aber sie sind da. Hat man beim Planzen zunächst nur einen Punkt, aus dem die Blätter sprießen, so entstehen im Laufe der Zeit immer mehr "Startpunkte" für das Blattwachstum. Wie wäre es, wenn wir zu alte Pflanzen wie bei Obstbäumen und Rhabarber etwas zurechtstutzen. Vielleicht konzentrieren sich die Kräfte dann wieder stärker auf weniger "Startpunkte", die entsprechend größere Beeren liefern.

junge und alte Pflanze mit Wurzeln

Der Verjüngungsversuch

Versuch macht klug. Also alte Erdbeerpflanzen im Herbst aus dem Boden nehmen, Wurzelverzweigungen entfernen und wieder einpflanzen. Abschneiden der Verzweigungen wäre dem Erfolg sicher förderlich, dauert aber zu lang. Falls diese Verjüngungskur funktionieren sollte, macht ihre Anwendung nur Sinn, wenn sie einfacher bzw. schneller geht als das Absenkern und Umpflanzen. Also: Rupfen.

Rupfstellen an den Wurzeln

Die (vielleicht) verjüngten Pflanzen sind nicht eingegangen, aber auch nicht wirklich gewachsen. Nach einem Jahr waren sie nicht von zeitgleich geplanzten schlechten Tiefkühlpflanzen aus einem Online-Shop unterscheidbar. Der Beetplatz wird nun anderweitig benötigt, also ab auf den Kompost. Versuch gescheitert, aber Erkenntnis gewonnen.

Es muss wirklich sein

Da aus der erhofften Verjüngung alter Pflanzen nichts geworden ist, müssen wir also über effizientes Umpflanzen von Senkern nachdenken. Hauptprobleme beim bisherigen Ablauf:

Früher gab es bei größeren Anbauflächen "wandernde" Erdbeerbeete: Der Reihenabstand war so groß gewählt, dass man aus den diesjährigen Senkern eine neue Reihe für das nächste Jahr anlegen konnte. Einfach die Senken an die richtige Position legen. Irgendwann reißt man die alten Pflanzen raus und legt dort wiederum neue Senker hin. Bei einem Dreijahresrythmus hat man dann ganz alte, alte und neue Reihen. Das ist für einen Garten mit Wegen zwischen den Beeten aber auch nicht das Richtige.

Die bisher brauchbarste Lösung

Sobald sich die ersten Senker zeigen, werden diese auf einen 10cm-Blumentopf (Kunststoff) gelegt. Die Töpfe sind überlicherweise massenhaft von zugekauften Pflanzen aller Art übrig. Die Erde für die Töpfe entnimmt man direkt dem Erdbeerbeet und stellt die Töpfe in die dadurch entstandenen Vertiefungen. Damit der Senker liegen bleibt und gute Erdberührung hat, wird er mit einem kleinen U-förmig gebogenen Drahtstück festgesteckt. Sehr gut geeignet ist der meist grüne, kunststoffummantelte Spanndraht für Maschendrahtzäune (gibt es günstig in jedem Baumarkt). Nur den jeweils ersten Senker eines Ausläufers verwenden; den Rest des Ausläufers abschneiden.

junge und alte Pflanze mit Wurzeln

Die Töpfe kann man im Rahmen der Ausläuferlängen recht frei im Beet positionieren, z.B. in Gruppen anordnen. So stören die Töpfe weniger bei der Unkrautbekäpfung und man kann verschiedenen Sorten besser auseinanderhalten. Sind hinreichend viele Töpfe im Beet, werden alle weiterhin entstehenden Senker abgeschnitten. Das bringt Ordnung, Luft und Licht im Beet.

Die neuen Pflanzen können nun ungestört wachsen bis ein Beet im Garten frei wird. Zum Verpflanzen einfach die Verbindung zur Mutterpflanze kappen, den Topf aus der Erde nehmen und die Pflanze mit (dem nun kräftigen und leicht entnehmbaren) Wurzelballen ins neue Beet pflanzen. Überzählige Pflanzen kommen samt Topf irgendwo hin (am besten wieder bündig in die Erde setzen) und stehen als Ersatzpflanzen zur Verfügung. Bisher waren beim beschriebenen Vorgehen allerdings keine Ersatzpflanzen nötig, da die getopften Senker bis zur Pflanzung so kräftig werden, dass sie mühelos anwachsen.

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